Nach einer doch eher lauten Nacht habe ich mir ein stärkenden Hotelfrühstück vergönnt und mache mich erst gegen 7:30 Uhr auf den Weg. Das Wetter ist ähnlich wie gestern, trüb und schwül - die Sonne kommt erst am Nachmittag so richtig heraus. Allerdings beschwere ich mich da gar nicht, da es sich um ideales Wetter zum Gehen handelt.
Die ersten Kilometer führen wie gehabt über die schon bekannten Holzstege, diesmal auch inmitten einer Dünenlandschaft. Schatten wäre hier Fehlanzeige. Ab dieser Etappe laufe ich mit den Trekkingstöcken, was eine wesentliche Erleichterung darstellt.
Nach dem Ort Póvoa de Varzim wartet eine Muscheltafel, die natürlich auf einem Selfie verewigt werden muss. Hier auch das letzte Foto mit meiner Sonnenbrille, die ich bei dieser Etappe irgendwo verloren habe.
Über Holz und Sand, der teilweise die Holzstege schon ordentlich verweht hat, geht es bis Aguaçadoura. Hinter diesem Ort verlassen die Bohlenwege den Strand und führen etwas abseits, vorbei an einem großen gepflegten Golfplatz links und Gewächshäusern auf der rechten Seite. Die Holzwege haben natürlich etwas Gutes: man kann sich nicht verlaufen. Oder doch? Bei einer Wegkreuzung mit einer Straße zeigt der Caminho-Pfeil in eine andere Richtung, als der Steg weiterführt. Aber es heißt ja, der Weg führt dich immer zur rechten Zeit und das kann ich bestätigen. Just in diesem Moment kam (aus dem Nichts?) ein Mann, den ich fragen konnte.
Auch Holzstege haben einmal ein Ende und es geht weiter auf Kopfsteinpflaster. Zugegeben, dieses und ich werden auf dem Jakobsweg keine Freunde werden.
Bei der Kirche in Apulia bemerke ich den Verlust meiner Sonnenbrille. Und es sollte einige Zeit dauern, bis ich wieder im Besitz einer solchen war. In der Kirche gibt es schönen Stempel für den Pilgerpass, danach schöne Wege durch Wald. Hier entdeckt: wildwachsende Kalla.
Den Pfeilen folgend landete ich in Fao und machte dort eine Rast am Fluss Cávado. Lt. GoogleMaps war ich nur mehr ca. 30 Minuten von meinem Hostel entfernt und der Check-in war erst ab 15 Uhr möglich.
Nach der Rast, bei der ich RudererNachwuchs beobachtete, suche ich den Aufgang zur linken Brückenseite. Wenige Meter nach der Brücke gibt es bei einem Verkaufsstand wieder einen Stempel und ein schönes Pilgerandenken. Weiter geht es dann entlang einer vielbefahrenen Straße, auf einem reichlich breiten Weg.
Das Zimmer im Hostel 11 ist perfekt und sauber. Nach einer Dusche geht es noch einmal hinaus. Vorrangig war das Ziel die großen Betonbuchstaben ESPOSENDE, die ich auf vielen Fotos gesehen hatte sowie der Erwerb einer Ersatzsonnenbrille und natürlich Mineralwasser für den nächsten Tag.
Das erste Vorhaben konnte ich umsetzen, Sonnenbrille gab es keine (eine Qualitätsbrille wollte ich lieber daheim kaufen), was aber kein Problem darstellen sollte, da für den nächsten Tag ggf das Regencape zum Einsatz kommen sollte (lt. Wetterprognose).
Burger mit Pommes haben gut geschmeckt und pünktlich mit dem Wunsch nach der Rechnung setzte der Regen ein.
Für morgen alles startklar gemacht, Tagebucheintrag geschrieben und Füße eincremen - ein Procedere, das den Tag beschließt.
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