11° C - durchaus sehr erfrischende Morgentemperatur. Meine Kleidung war daher mehrschichtig: lange Hose, Shirt, Windjacke plus Filet, Halstuch und Stirnband. Fast wie für eine Herbstwanderung.
Für Wärmeempfinden sorgten dann rasch die oftmaligen Anstiege. Landschaftlich war diese Etappe heute wunderschön. Die Wegebeschaffenheit wechselte von Kopfsteinpflaster zu Wegen mit großen Steinen, Waldwegen mit und ohne pflanzliche Hindernisse (Wurzeln), Schotterwege und ein kleiner Teil war lediglich morastiger Untergrund und etwas beschwerlich zu begehen. Die Durchweichen des Bodes stammte von einem Bächlein, dessen Ursprung scheinbar im Nichts lag. Ein Stück weiter gab es einen Treppelpfad, bestehend aus langen Betonpflöcken, in unmittelbarer Nachbarschaft zu wieder einem Bächlein. Wie letztere ›Nassbereiche‹ passierbar wären, wenn es so richtig regnet, will ich gar nicht wissen.
Immer wieder führt der Caminho heute durch Wälder und kleine Siedlungen, deren Namen zwar auf der Karte zu lesen sind, ich aber an keiner entsprechenden Ortstafel vorbeikomme.
Mancherorts sind Pfeile und Wegmarkierungen schon von weitem sichtbar, manchmal ist es auch ein Suchspiel - wie zum Beispiel in einem Waldstück, wo dann auch das GPS-Signal ausfiel und damit auch die Camino-App Stillschweigen über meinen Aufenthaltsort bewahrte. Doch es heißt, der Weg führt dich und ich nahm automatisch die richtige Abzweigung - erleichtert entdeckte ich auch bald wieder den gelben Pfeil.
Nach vielem Bergauf gab es dann ein Bergab - zuvor offenbarte sich aber der Blick auf Vila Praia de Ancora, meinem heutigen Tagesziel.
Zwischen ›schon sehen‹ und dort sein, liegen erfahrungsgemäß noch einige (Kilo)meter - dennoch, um 12:30 Uhr kam ich wohlbehalten bei meiner letzten Station in Portugal an: Hotel Quim Barreiros.
V.P.de Ancora ist ein feiner kleiner Badeort mit weitläufigem Sandstrand. Natürlich musste ich gleich nach Zimmerbezug Richtung Meer laufen. Aber ... ich gestehe, die Brandung ist respekteinflößend. Allein die Querung eines Zubringerwässerchens ließ mich den Sog spüren. Sofort war mir klar, warum keine Schwimmer und nur Surfer zu sehen waren.
Schon bald tauchen mehr als dunkle Wolken am Horizont auf und verheißen nichts Gutes. Wie mein Länderwechsel nach Spanien morgen vonstatten geht, wird sich weisen.
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