Entgegen der Wetterprognose hat es nicht geregnet, zumindest kein Niederschlag, der die Bezeichnung ›Regen‹ verdient.
Die Frühkilometer führen entlang des Meeres, danach geht es weiter auf, bzw. entlang der Straße - das Meer in Sichtweite.
Heute gelangte ich auch zu der Gedenkstelle, an der man einen besonderen Stein ablegt. Für mich waren es Steine der Erinnerung, die ich daheim bereits vorbereitet habe und die dort nun ihren Friedensplatz gefunden haben. Es ist ein sehr bewegender und auch emotionaler Moment, den man erlebt und man spürt förmlich das ›Loslassen‹.
Die Kilometer über den Cabo Silleiro sind schon ein Kapitel für sich, was Anstrengung und ›Abenteuer‹ anbelangt. Schon im Reiseführer wird darauf hingewiesen, dass es hier ein Gatter gibt, das man nach dem Durchgehen unbedingt wieder schließen soll. Wer mein besonderes Erlebnis mit Stieren in Oberzeiring kennt, kann sich vorstellen, mit welchen Bedenken ich mich in dieses ›Gehege‹ begab. Ich erwartete hinter jeder Wegbiegung irgendein vierbeiniges Wesen, das mir den Weg versperren würde. Zudem es hier auch zu nieseln beginnt - aber es reichen Rucksackschutz und Käppi. Sehr erleichtert erreiche ich - ohne Tierkontakt - das zweite Gatter und schließe dieses ebenso ordentlich hinter mir. Der Stein, der mir dort vom Herzen fiel, musste weithin hörbar gewesen sein. Das Nieseln beschränkt sich freundlicherweise auch nur auf den Bergrücken, danach geht es trocken weiter nach Baiona, zu meinem Hotel: Anunciada.
Diese Stadt empfängt mit Hafenflair und Sonnenschein - beinahe Urlaubsstimmung. Endlich bin ich auch wieder im Besitz einer Sonnenbrille, die ich in einer Apotheke erstanden habe. Da ich Zeit genug habe und das Wetter so passt, erkunde ich die Umgebung, samt dem Castillo de Baiona, der Festungsanlage.
Beim morgigen Frühstück werde ich wissen, ob die Wetterprognose zutrifft und ich meinen neuen Augenschutz überhaupt brauchen werde.
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